Am Sonntag wird es einmal mehr wieder soweit sein – eine Saison endet. Der Große Preis von Brasilien in Interlagos wird die bereits elfte Saison der Profi Racing League beschließen und erstmals seit 2013/14 das Finale des Rennjahres darstellen. Wie gewohnt wird so ein Saisonabschluss emotional verlaufen – oft trennen sich hier die Wege von Fahrer-und Teampaarungen, Teamkollegen gehen auseinander oder finden zueinander, liegen sich nach dem Rennen in den Armen um entweder einen Erfolg zu feiern oder sich nach einer Niederlage gegenseitig Trost zu spenden, und das alles nicht selten nach einem Rennen voller (Wetter)kapriolen und Titelentscheidungen.

Dieser Sonntag wird aus einem weiteren Grund für zwei Fahrer besonders emotional, denn Jake und BlackIce haben vor wenigen Wochen am exakt gleichen Tag ihren Rücktritt aus dem World Cup nach dem Saisonfinale verkündet.

Das Sportliche

Der Große Preis von Brasilien 2021/22 wird der 172. Start für BlackIce und sogar der 174. Rennauftritt von Jake im World Cup sein und das exakt 3.437 Tage nachdem die beiden erstmals gemeinsam in einer Startaufstellung der PRL gestanden haben – damals war es der Saisonauftakt 2012/13 am 02. Dezember 2012 und beide saßen in Ferrari-befeuerten Autos. BlackIce im Sauber zu einer Zeit, als Monisha Kaltenborn gerade das Zepter von Teamgründer Peter Sauber übernommen hatte neben Teamkollege Kentoh, der keine lange Karriere in der PRL zu verbuchen hatte und Jake im Ferrari, damals ein Jahr nach seinem Debüt 2011/12 wohlgemerkt Teamkollege von Dendemeier und trotz dreijähriger Rennpause heute im illustren Kreis der Fahrer mit über 100 GP-Starts. Fun-Fact: Als Jake seine Karriere begonnen hat 2011/12, war er 14 Jahre alt – zu einem Zeitpunkt in dem der neue heutige Star der PRL Egga Jr. gerade einmal 2 Jahre alt war.

Hier noch der Link zu diesem allerersten gemeinsamen Rennergebnis: https://www.prl-xbox-f1liga.de/1-gp-von-australien-1213-rennergebnis/

Die Namen der beiden Fahrer werden oft und von vielen immer wieder sofort miteinander assoziiert. Die Wege von Blackie und Jake haben früh begonnen auf die gleiche Schiene zu führen. „Ich weiß noch, dass Jake meine erste richtige Bezugsperson wurde 2012, weiß allerdings nicht mehr ganz genau wie der erste Kontakt zustande kam. Vermutlich habe ich ihm zur Pole gratuliert, die er gleich beim Auftakt mit Ferrari einfuhr. Ich war ja schon damals leidenschaftlicher Ferrari-Fan und war selbst im Sauber-Team. Wir haben uns permanent ausgetauscht über Gott und die Welt und das führte dazu, dass wir 2013 dann schon miteinander im selben Team fuhren“ erzählt Blackie uns. Jake und BlackIce kennen sich auch persönlich und sind eines von vielen Beispielen, dass eine gemeinsame Leidenschaft für eine Sache verbindet und Freundschaften im echten Leben durch eine solche Liga entstehen können.

Ein Jahr später jedenfalls führten die Laufbahnen von Jake und BlackIce zueinander und Letzterer wurde nach Maranello befördert. Gemeinsam wollte man große Ziele erreichen und konnte diese im kleinen Rahmen mit fünf Podestplätzen, darunter der erste Sieg von Jake beim GP von Spanien in Barcelona, erreichen. Für einen Großangriff auf den Titel hat es allerdings gegen die damals übermächtigen Williams und Sauber nicht gereicht und man beendet die Saison auf den Plätzen 5 und 6 in der Fahrer-WM sowie auf Konstrukteursrang 4. Legendär bis heute die Standpauke vom damaligen Ferrari-Präsidenten Luca di Montezemolo:“Es darf doch nicht wahr sein, dass unserer Piloten am Samstagabend feucht-fröhlich feiern gehen in einen Shanghaier Nachtclub und dann am Renntag nicht liefern. Wenn das nochmal passiert, reiße ich den beiden den Schädel ab“ tobte der Italiener damals über seine Fahrer und war Gerüchten zufolge kurz davor BlackIce rauszuschmeißen und durch den Sauber-Piloten GermanPaddy zu ersetzen.

Der Bericht über die Ferrari Krise in der PRL zum GP von Indien 2013/14

Für die Saison 2014/15 plante man weiterhin mit dem Fahrerduo Jake/BlackIce, doch während der Pre Season Tests entwickelte sich alles anders. Jake bekam ein Mega-Offert von McLaren und der junge Italiener konnte dem Ruf des Geldes und der Möglichkeit ein Siegerteam mitaufzubauen und Geschichte zu schreiben nicht widerstehen. Während BlackIce Maranello noch weitere fünf Jahre treu blieb und heute der Fahrer in der PRL-Geschichte mit der längsten Treue zu einem Team (105 Starts für die Scuderia), wechselte Jake wie erwähnt zu McLaren und fuhr dort ebenfalls fünf Saisons bis einschließlich 2018/19. Während dieser Zeit wechselte der Motorenpartner des Teams aus Woking mehrmals – war man 2014/15 noch mit Mercedes-Power Units unteregs, so setzte man die folgenden drei Jahre auf Neueinsteiger Honda und vollzog einen Exklusivvertrag mit den Japanern, die bekannt dafür sind bei nicht sofort einsetzenden Erfolgen äußerst schnell die Reißleine zu ziehen. Aus diesem Grund wechselte man bereits 2018/19 zu Renault-Motoren. Die größten Erfolge für beide Piloten waren jeweils die Vizetitel in der Fahrer-WM für Jake 2014/15 sowie 2015/16 und für BlackIce 2017/18 sowie der Gewinn der Konstrukteurs-WM gemeinsam mit Robin im Jahr 2018/19.

Vor allem in den Saisons 2017-2018 kämpften beide Routiners regelmäßig um das Podest. Die zwei Highlights waren wohl der Kampf der beiden um den Sieg beim GP von Ungarn 2017/18 sowie ein Rennen später der Kampf um Platz 2 in Spa. Diese Kämpfe setzten sich auch eine Saison später regelmäßig fort.

Nach fünf Jahren bei Ferrari respektive McLaren waren beide im Frühjahr 2019 in ihren Teams ausgebrannt und suchten eine neue Herausforderung, die sie beide abermals als Teamkollegen zusammenbrachte im Team von Alfa Romeo Racing. Die Saison entpuppte sich als wahrer Albtraum für das ganze Team – die Erwartungshaltung war riesengroß und man erwartete sich Erfolge, die nie zustande kamen in jenem Jahr.

Das Auto war ein Totalflop und beide Piloten, die ein eher übersteuerndes Auto bevorzugen kamen mit dem fehlenden Gefühl für die Vorderachse und dem enormen Untersteuern nie klar. Ein fünfter Platz für BlackIce und zwei sechste Ränge für Jake waren da schon die Highlights und man beendete die Saison auf den Rängen 11 und 14 in der Fahrer-WM sowie einem in letzter Minute geretteten siebten Platz in der Konstrukteurs-WM. Für das Finale in Abu Dhabi durfte Jake noch einmal Platz nehmen im Ferrari neben Robin, nachdem er fünf Monate zuvor seinen vorläufigen Rücktritt nach der Saison bekanntgab. Ein anderer Italiener stieg dafür im letzten Rennen in den Alfa Romeo – Nevio. Er und BlackIce konnten mit 14 Punkten aus jenem Rennen noch Racing Point von Platz 7 verdrängen und so wichtige Millionen für die Entwicklung in die Teamkasse spülen.

Während Jake 2020/21 als Stammfahrer nicht mehr aktiv war und lediglich Ersatzfahrer bei Alfa Romeo blieb, hängte BlackIce eine weitere Saison dran, kam aber weiterhin nicht aus dem Mittelfeld heraus und beendete die Saison auf Rang 13 mit wenigen kleinen Highlights wie zwei siebenten Plätzen in Barcelona und Budapest. Vor der nun zu Ende gehenden Saison 2021/22 waren die Vorzeichen so wie nie zuvor – Jake hat einen frischen Vertrag bei Alpine unterschrieben und startete motiviert wie seit Jahren nicht mehr in die Saison, während BlackIce überhaupt erst in der Woche des ersten Rennens sich dafür entschied, eine weitere zehnte Saison dranzuhängen.

Während Jake eine großteils starke Saison ablieferte, die einige seiner besten Karriererennen zu Tage brachte und für das schreckliche Jahr 2019/20 viel Gutmachung bedeutete, so war BlackIce lange Zeit Schatten seiner selbst. Der Österreicher konnte mit fünften und siebten Plätzen in den ersten Qualis wieder Duftmarken setzen, kämpfte aber von Beginn an mit starken Zuverlässigkeitsproblemen des Alfa Romeo, die es soweit brachten, dass der 29-jährige Waldviertler bei seinem Heim-Grand Prix in Spielberg seinen Dienst quittierte, den Wagen während des Rennens an die Box fuhr und umgehend seinen Rücktritt bekannt gab. Auf die Frage ob er vertragsrechtliche Schwierigkeiten dadurch erwarte, erwiderte BlackIce genervt: „Die Verträge in der Formel 1 sind nicht das Papier wert, auf dem sie aufgedruckt sind. Ich habe die Schnauze voll, werde mir heute Abend zehn Bier hinter die Binde kippen und dann eine Woche fischen gehen. Mir reicht dieser Zirkus.“ Allzu lange dauerte es nicht, bis ihm scheinbar beim Fischen langweilig wurde und er im Fahrerlager von Monza aufkreuzte und prompt einen Ersatzfahrer-Vertrag für den Rest der Saison bei Alpine unterschrieb, welcher ihm bereits Einsätze in Portimao, Mexiko, am Sonntag in Jeddah sowie kommenden Sonntag in Interglaos einbringen sollte. In Melbourne verhandelte der 171-fache GP-Teilnehmer einen Sonderdeal mit Ferrari, Alfa Romeo und Alpine aus und man gewährte dem Österreicher trotz der enttäuschenden Trennung in Spielberg einen Gaststart im Alfa Romeo, unterstützt von Ferrari und als Dank für rund zehn Jahre in Diensten der Scuderia respektive für Sauber und Alfa Romeo, die jeweils immer mit Ferrari-Motoren unterwegs waren. Bei 168 seiner 171 Rennen startete BlackIce mit Ferrari-Power, möglicherweise ein Rekord für lange Zeit, oder sogar die Ewigkeit.

Ein Markenzeichen der Liga war über viele Jahre hinweg der Miteinbezug von aktuellen Presseberichten, angefangen von Streckenvorstellungen, Fahrerinterviews sowie dem Bezug zum gegenwärtigen Geschehen auf der Strecke sowie die Vor-und Nachberichte zu jedem einzelnen Grand Prix. Dies hat jedes Rennen zu etwas Speziellem gemacht und man war auf ein Rennwochenende eingestimmt.)

Abschließend würden wir euch gerne noch etwas in die Vergangenheit mitnehmen mit den Links zu alten Presseberichten und einem Video. Auch wenn einige Berichte nicht mehr die Form haben, da Bilder entfernt werden mussten, sind sie lesenswert!

>>Vorbericht GP von China 2013/14<<

>>Vorbericht GP von Brasilien 2013/14<<

>>Bericht GP von China 2017/18 <<

>>Vorbericht GP von Abu Dhabi 2018/19 <<

Und zu guter letzt die brandaktuellen Interviews von Jake und BlackIce zu ihrem Abschied:

INTERVIEW JAKE

Jake, du wirst nach elf Jahren als Fahrer im World Cup, ehemals Liga 1, zurücktreten – hättest du dir 2011 gedacht, so lange als Fahrer aktiv zu sein?

Nein, ich hätte niemals gedacht so lange dabei zu sein. Wobei ich mir damals auch kein Zeitpunkt gesetzt habe, wann wieder Schluss sein könnte. Darüber habe ich einfach nie nachgedacht. Die Jahre vergingen. Was sich in der Zeit jedoch mehr und mehr änderte, war natürlich, dass man sich diese Frage öfter gestellt hat, gerade die letzten 2-3 Jahre.

Bist du rückblickend mit deiner Karriere zufrieden oder würdest du mit dem heutigen Wissen einige Entscheidungen anders treffen?

Ich bin sehr zufrieden.
Hier und da gibt es immer Dinge die man anders gemacht hätte. Aber hinterher lässt sich immer leicht reden. Persönlich wäre es wohl besser gewesen, bereits nach der Saison 2018/19 eine Pause einzulegen. Eine längere bis in das Jahr 2021. Dann hätte ich jetzt sicher nochmal 2-3 Jahre dran hängen können. Aber wie gesagt: Das sagt man hinterher leicht. Mit dem Wissen von damals würde ich das selbe wieder tun.

Wofür würdest du gerne in Erinnerung bleiben, gibt es da bestimmte Attribute?

„In Erinnerung bleiben“ klingt so endgültig aus meiner Sicht. Ich bin ja weiterhin im Fahrerlager unterwegs und im PRL Kreis bleibe ich der Liga auch noch erhalten. Insofern: In Erinnerung behalten muss man mich nicht, denn ich bin weiterhin präsent und werde den Leuten Grund genug geben, mich nicht zu vergessen. *lacht*

 Auf die Streke bezogen bleibe ich aber gerne als leidenschaftlicher fairer Fahrer im World-Cup in Erinnerung.

Wirst du der Ligaleitung erhalten bleiben und wie sieht deine Planung für die kommenden zwölf Monate im Allgemeinen aus?

Der Ligaleitung werde ich weiterhin erhalten bleiben, wenn auch nur wieder in beratener Funktion wie schon 2020/21. Für die nächsten 12 Monate plane ich nichts. Ich bleibe eventuell Alpine Ersatzfahrer – jedoch werde ich das auch eingrenzen. Es sollte hier nicht ausarten, dass ich am Ende jedes 2. oder 3. Rennen mitfahren muss.

Wie stehst du zur allgemeinen Entwicklung der aktuellen Formel 1 und wie siehst du die Zukunft der Liga in Bezug auf eSports?

Die F1 boomt immer weiter, insofern denke ich, dass es bei der steigenden Zahl der Esportler keinen Grund gibt, dass diese nachlassen wird, im Gegenteil. Ich denke das wird die nächste Zeit noch ordentlich zunehmen.

Denkst du es werden eigenartige Sonntagabende werden, wenn du weißt deine ehemaligen Kollegen fahren gerade ein Rennen und du schaust zu?

Nein, das denke ich nicht. Ich kenne das Gefühl schon von meiner ersten Pause. Klar ist es erstmal komisch, aber man macht ja dann meistens genügend andere Dinge, wegen denen man hauptsächlich aufgehört hat, weil man für die zu wenig Zeit hatte. Allein mit den ultravollen realen F1-Kalender wird man Sonntags sicher keine Langeweile haben. Die Rennen verfolgen über den Stream werde ich aber wahrscheinlich nur sporadisch. Denn ich denke mir dann immer: Bevor ich das Rennen schaue, könnte ich ja direkt selber mitfahren. 

Wie wahrscheinlich ist ein Comeback im World Cup, in den anderen Cups bzw. könnte es andere Formate geben, die im Ligabetrieb Platz hätten und die dich interessieren?

Ein Comeback im Worldcup wird es zumindest aus beruflichen Gründen die nächsten zwei Jahre nicht geben. Ich kann mir aber durchaus vorstellen woanders zu starten, wenn mich die Lust packt. Generell zieht es mich aber aktuell zu anderen Rennserien. Die Ausflüge habe ich in meiner ersten Pause bereits genossen und vielleicht wird das auch einer der Projekte in dieser Liga sein, mit der ich mich zukünftig befassen werde. 2023 kommt beispielsweise ein neues offizielles Indycar-Game. Allein das eröffnet uns enorme Tore für etwas Neues. Egal was kommt, das Racen werde ich sicher nicht sein lassen.

INTERVIEW BLACKIE

Blacky, nach 10 Jahren wirst du kommende Saison erstmals nicht mehr im Grid stehen. Im Vergleich zu Jake ist das Gefühl neu bei dir. Wie ist die aktuelle Gemühtslage vor dem Wochenende?

Es ist zugegeben schon ein spezielles Gefühl, ich versuche aber die Waage zwischen Emotionalität und Ratio zu halten. Die letzten Wochen waren teilweise hocheuphorisch, jetzt mischt sich aber Tag für Tag etwas mehr Sentiment ein. Ich versuche trotzdem ranzugehen wie an alle Rennen davor auch.

Die Entscheidung dass du nächste Saison nicht im WorldCup fährst, hast du erst vor kurzem getroffen, obwohl du dich bereits mit Williams geeinigt hattest. Was waren die Gründe für diese Entscheidung?

Die Gründe könnten vielseitiger nicht sein und sind auch nicht nach Priorität geordnet, aber da ist einerseits die Zeitkompomente, die Sinnfrage nach dem Ganzen durch den Ärger den man unverschuldet oft hat usw.
Die Zeit will ich einfach mal für andere Dinge nutzen, sowohl die Sonntage als auch den Rest und mich auf andere Interessen und Hobbies konzentrieren sowie speziell nach dieser fürchterlichen Corona-Zeit wieder mehr Zeit mit der Familie verbringen.
Hinzu kommen die permanenten Probleme mit dem zur Verfügung stehenden Spiel, die noch nie so schlimm waren wie in den letzten neun Monaten. Es gibt kein Rennen, das ohne technische Probleme abläuft, seien es Lobbyschwierigkeiten, Bugs oder FFB-Ausfälle in meinem Fall. Als Codemasters-Konsument ist man vieles gewohnt, aber irgendwann ist der Bogen überspannt und will man Simracing ernsthaft betreiben, hat sowas keinen Sinn mehr und es gibt genug Alternativen.
Ein weiterer Punkt ist, dass meine Liebe zur Formel 1 heute eine andere ist als vor ein paar Jahren noch, Sebastian Vettel hat das mal so ähnlich auch gesagt und ich zitiere ihn da gerne. Für mich bewegt sich dieser Sport trotz vieler Jubelrufe und der gestiegenen Popularität in eine völlig falsche Richtung und in eine totale Amerikanisierung. Der Überstättigungspunkt ist aus meiner Sicht selbst bei 23 Rennen schon längst überschritten. 17-20 Rennen im Jahr, aber auch nicht in jedem Jahr 20, reichen doch vollkommen aus. Als Fan freut man sich so auf jedes Rennen, die Mitarbeiter müssen trotzdem noch verdammt hart arbeiten, sehen ihre Familien aber zumindest etwas öfter im Jahr und die mächtigen Bosse an der Spritze ganz oben sind noch immer schweinereich. Ich bin kein Fan vom übertriebenen amerikanischen Kapitalismus und ich sehe da eine Blase, die es irgendwann zerreißen wird, aber solange schlachtet man halt alles aus. Ich halte das für kurzsichtig und gierig.

Egga wünsche ich viel Spaß bei Williams und einen zu ihm passenden Teamkollegen und bedanke mich für das Angebot gemeinsam bei Williams zu fahren, auch wenn ich mich letzten Endes für einen Rücktritt entschieden habe.

Wirst du dem Fahrerlager weiterhin erhalten bleiben bzw. wie wird dein Plan für deine neue Freizeit aussehen? Wirst du weiterhin im Sprint-Cup oder Supercup fahren?

Was die Liga an sich betrifft meide ich es mittlerweile Pläne zu schmieden, denn gerade die letzten sechs Monate haben mir gezeigt wie schnell sich so ein Plan wieder ändern kann, weil sich andere Türen öffnen oder man einfach in eine andere Gefühlslage rutscht. Ich kann diese Frage also mit Ausnahme der Freizeit nicht wirklich beantworten. Die vermehrte Freizeit werde ich allerdings ausgiebigst nutzen. Es sind ja vor Allem die Sonntage, die mir zunehmend ein Dorn im Auge waren, ich habe in den letzten Jahren dutzendfach gemütliche Familienfeiern-und essen früher verlassen oder hatte Stress aus unterschiedlichsten Gründen, um es rechtzeitig zu den Rennen zu schaffen. Und 100%-Rennen sind nunmal sehr anstrengend, das waren sie vor zehn Jahren und das sind sie heute genauso. Ich würde lügen wenn ich sagen würde ich wäre nicht an einigen Montagen danach platt gewesen. Und da war ich noch sehr glücklich, da ich eine verständnisvolle Familie habe und einen Job, der mir viel freie Einteilung zulässt. Wäre das nicht gegeben gewesen wäre ich bestimmt schon vor längerer Zeit zurückgetreten. Ich werde also die Sonntage, aber auch die sonstige Freizeit gut füllen können mit anderen Aktivitäten, denn Interessen habe ich mehr als genug und die Zeit wird selbst für das nicht ausreichen.

Ich werde der Liga aber bestimmt nicht den Rücken kehren und das Geschehen mehr oder weniger verfolgen und ob ich in den beiden anderen Cups antreten werde, das kann ich gar nicht beantworten, keine Ahnung, aber vermutlich eher nicht.

Aus den 10 Jahren seit deinem Debüt. Welche Saison wird dir am besten in Erinnerung bleiben?

Ganz schwierige Frage, denn jede Saison hatte auf ihre eigene Weise ihre Gründe, warum sie mir in Erinnerung bleiben werden. Die Debütsaison war allerdings sehr prägend und hat sich ironischerweise obwohl sie am längsten her ist, mitunter am stärksten ins Gedächtnis gebrannt.

Die alten Hasen der Liga sind in den letzten Jahren eher ins Mittelfeld gerutscht. Kannst du sagen woran das liegen könnte?

Die Qualität des Feldes ist einfach enorm gestiegen – viele talentierte Fahrer haben das Feld bereichert in den letzten Jahren und einige alte Hasen von den Spitzenpositionen verdrängt. Andere Gründe gibt’s dafür aus meiner Sicht kaum, außer dass sich die Autos von heute anders schnell fahren lassen als noch zu Zeiten der schmalen V8-Saugmotor-Zeiten. Und der ein oder andere konnte seinen Fahrstil wohl bis heute nicht dementsprechend adaptieren, während junge Piloten nichts anderes kennen als die aktuelle Autogeneration. Das ist der Lauf der Dinge.

Wie sehr freust du dich darauf, in Brasilien dein Abschied geben zu dürfen? Das Rennen für beide Alpine im Ziel wäre doch schon zufriedenstellend oder?

Ich freue mich, dass es gerade Brasilien ist. Dieser Ort ist für magisch und sollte ruhig jedes Jahr das Finale darstellen, es ist wie mit Melbourne. Ich kann mir keine Orte vorstellen, die besser für einen Auftakt bzw. ein Finale geeignet wären. Wir werden bei Alpine im letzten Rennen keine Bäume mehr ausreißen und das sollte auch nicht unser falscher Ansatz sein, sonst geht es schief. Aber ich würde mich freuen, wenn wir beide nochmal mit was Zählbarem an die Box zurück fahren könnten, ich wünsche mir einen Abschied, der keinen negativen Beigeschmack haben wird.